Die Corona-Pandemie hat verdeutlicht, wie rudimentär die Datenlage in weiten Teilen des Gesundheitswesens und der medizinischen Forschung in Deutschland ist. Hauptproblem ist dabei nicht ein Mangel an digitaler Dokumentation, sondern die weitgehende Fragmentierung der existierenden Datenbestände. Die Schuld an diesem Missstand wird vielfach dem Datenschutz zugeschoben. Unterschiedliche Zuständigkeiten, z. B. für einzelne Sektoren des Gesundheitswesens oder zwischen Bund und Ländern, sowie ein durch unterschiedliche Regelungen nur schwer durchschaubarer Rechtsrahmen behindern in dieser Wahrnehmung die übergreifende Sicht auf Patientenverläufe, Versorgungsprozesse und Meldedaten. Ohne gesetzliche Notstandsbefugnisse seien selbst staatliche Stellen bisweilen zu stark eingeschränkt, um unter Nutzung medizinischer Daten umfassend und zeitnah auf unvorhergesehene Situation reagieren zu können. Im Panel diskutieren Datenschutz- und andere Rechtsexperten darüber, welche Lehren zur Passfähigkeit des europäischen und deutschen Datenschutzrechts aus der Corona-Pandemie gezogen können, und welche Szenarien einer Weiterentwicklung des datenschutzrechtlichen Rahmens denkbar und sinnvoll erscheinen.
Die öffentliche Datenschutzdebatte in der Corona-Krise
Peter Schaar, Ehemaliger Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI)
Impuls: Bedarfe von Versorgung und Forschung (nicht nur) in der Pandemie
Prof. Dr. med. Christof von Kalle, Chair für Klinisch-Translationale Wissenschaften am Berlin Institute of Health (BIH), Direktor des Klinischen Studienzentrums an der Charité Universitätsmedizin
Impuls: Datenschutz in der Pandemie: Hindernisse und Herausforderungen
Dr. med. Ute Teichert, Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V. (BVÖGD)
luca im Zentrum aller Interessen, Erwartungen und Gesetze
Patrick Hennig, CEO von neXenio und Geschäftsführer luca
Impuls: Weiterentwicklung des regulatorischen Rahmens der Datennutzung in der Forschung
Prof. Dr. Sebastian Graf von Kielmansegg, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Diskussion
Moderation: Sebastian C. Semler, Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF e. V.)