Prof. Dr. Mirjam Kretzschmar

Mathematische Modellierung in der Pandemie: Fluch oder Segen?

Seit Ausbruch der SARS-CoV2 Pandemie tragen Ergebnisse aus mathematischen Modellen wesentlich zu Entscheidungen über Interventionsmaßnahmen bei, nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Doch wie zuverlässig sind Vorhersagen, die auf Modellen basieren? Auf welchen Annahmen beruhen diese Modelle? Was sind ihre Stärken und Schwächen? Anhand einiger konkreter Beispiele – auch aus der Zeit vor der SARS-CoV2 Pandemie – diskutiert Prof. Kretzschmar verschiedene Typen von Modellen, ihre Annahmen und Anwendungsbereiche.  Richtig angewendet können diese Modelle uns helfen, die Infektionsdynamik einer Pandemie besser zu verstehen. Damit kann mathematische Modellierung einen wertvollen Beitrag zu einer evidenzbasierten Pandemiebekämpfung leisten.   

Biografie

Mirjam Kretzschmar ist Professorin für Dynamik von Infektionskrankheiten am University Medical Center der Universität Utrecht, Niederlande, und Expertin für Krankheitsmodellierung am National Institute of Public Health and the Environment (RIVM), Niederlande. Nach einem Studium der Mathematik und Biologie an den Universitäten von Mainz und Tübingen promovierte sie an der Universität Tübingen im Fach Mathematik. Sie verbrachte einige Jahre als Post-doc in den USA und Großbritannien und arbeitet seither auf dem Gebiet der Infektionsepidemiologie mit einem Schwerpunkt in der mathematischen Modellierung von Infektionskrankheiten. Sie hat unter anderem über die Effektivität von Interventionen bei HIV, Impfung gegen Hepatitis B und andere Infektionen und über Interventionen bei SARS-CoV2 publiziert. Ihr spezielles Interesse gilt dabei dem Einfluss von menschlichem Verhalten und Kontaktmustern auf epidemische Verläufe. Auch zur Entwicklung von Methoden und Modellen für die Abschätzung von Krankheitslast von Infektionen hat sie beigetragen.